Was ist ein digitaler Euro und wie funktioniert er?

Viel wird aktuell über CBDCs (Central bank digital currencies) diskutiert und auch der digitale Euro ist hierzulande dabei in aller Munde. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Bezeichnung digitaler Euro und was ändert sich damit für die Bürger des Landes im Umgang mit ihrem Geld und dem Online-Banking? Erfahren Sie jetzt alles Wissenswerte zum Zentralbankgeld der EZB.

Was genau ist der digitale Euro?

Der digitale Euro ist eine Digitalwährung, welches die europäische Zentralbank plant, in den nächsten Jahren einzuführen und damit das Bargeld zumindest teilweise abzuschaffen. Bereits seit Oktober 2021 führt die EZB um Präsidentin Christine Lagarde bereits eine Untersuchungsphase zur Durchführbarkeit der Einführung des digitalen Euro durch.

Laut der EZB soll das digitale Zentralbankgeld effizienter, risikofrei und verfügbarer sein als herkömmliches Bargeld. Oft stellt sich dabei aber die Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen dem digitalen Euro und herkömmlichem Bargeld ist. Im Grund genommen versucht die europäische Zentralbank die Vorteile der Nutzung von Krypto-Wallets auch für die traditionelle Währung Euro zu ermöglichen. Das heißt die Zahlung über digitale Wallets mit dem Smartphone oder einem anderen Endgerät.

Der Unterschied zu dezentralen Blockchain-Kryptowährungen wie Bitcoins besteht dann darin, dass die Zentralbanken die Wallets ausgeben und kontrollieren und somit für Sicherheit aber vor allem auch staatliche Kontrolle des Zahlungsverkehrs sorgen, die weit über die Kontrolle der Bargeld-Transaktionen hinaus geht.

Wie funktioniert der digitale Euro?

Der digitale Euro funktioniert ähnlich wie die meisten Kryptowährungen über digitale Wallets von denen Nutzer direkt digitale Euros transferieren bzw. erhalten können. Damit sind, zumindest in der Theorie, Dienste wie Google Pay oder PayPal überflüssig geworden, weil die Nutzer über die vom Staat ausgegeben Wallets direkt virtuelles Geld versenden können.

Was ist ein digitaler Euro ist dabei eine Frage, die schwierig zu beantworten ist, da es noch unklar ist, wie der digitale Euro dabei genau funktionieren soll. Es ist zum einen noch unklar, ob es überhaupt zu einer Einführung kommt, auch die Details der genutzten Technik ist heute noch völlig offen. Denkbar wäre die Nutzung einer zentralen Datenbank, auf die über das Internet zugegriffen wird. Hierbei ist natürlich klar, dass eine enorme Menge an Daten über die Bürger und Bürgerinnen gespeichert wird, was gerade im heutigen Zeitalter beängstigend ist und einen entscheidenden Unterschied zum Bargeld darstellt, das noch immer weitestgehend anonym genutzt werden kann.

Ein Beispiel wird dabei leider der E Yuan sein, der schon heute als digitales Zentralbankgeld in China genutzt wird. Bei den olympischen Winterspielen in China konnten auch Ausländer übrigens das erste Mal die Nutzung des digitalen Zentralbankgelds ausprobieren.

Klar ist natürlich auch, dass in den digitalen Euro investieren nicht möglich ist. Der digitale Euro ist eine Art Stablecoin, die also nicht wie Bitcoin im Kurs steigen oder fallen kann. Einen digitalen Euro Kurs gibt es also nicht.

Die Grundlage sind digitale Wallets

Wer den digitalen Euro nutzen möchte, muss sich zunächst eine Wallet besorgen. Einer App, die von einer Bank oder der EZB bzw. der Bundesbank verifiziert wurde und damit klar erkennbar einem identifizierten Bürger zugeschrieben wird. Danach kann der Nutzer Geld auf diese digitale Wallet transferieren, somit also den digitalen Euro kaufen und mit der Wallet Zahlungen durchführen. Diese können an andere Privatpersonen erfolgen oder an Unternehmen erfolgen, wie etwa bei der Zahlung für Services.

Ein großer Unterschied besteht dabei aber darin, dass der Zahlungsverkehr sehr wahrscheinlich auf einer zentralen Datenbank basieren wird, welche es dem Staat erlauben wird, jede Transaktion zu überwachen und damit unvorstellbare Kontrollmöglichkeiten über die Menschen in Europa bietet. Ohne Zweifel soll die Digitalwährung langfristig das Bargeld ersetzen und damit einen weiteren Schritt zum gläsernen Bürger ermöglichen. Die Auffassung, dass der digitale Euro eine Kryptowährung ist, stimmt also nicht.

Bequeme Bezahlung über digitale Endgeräte

Als Grundlage der Wallets sollen dabei natürlich Smartphones dienen. Diese stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit die technische Plattform für die Nutzung des Zahlungsmittels dar. Klar ist dabei natürlich, dass für die Nutzung des digitalen Euro immer auch eine aktive Internetverbindung bestehen muss, da sonst keine Kommunikation mit der zentralen Datenbank, die hinter dem Zahlungsmittel steht, möglich ist. Gerade hier zeigt sich aber, welche Herausforderungen bei der Nutzung des digitalen Euro bestehen, denn durch den hohen Altersdurchschnitt und die damit oft mangelnde Technikaffinität der Menschen und der zudem noch schlechten Internetabdeckung in Deutschland stellt sich die Frage, wie beliebt ein digitaler Euro wirklich sein kann.

Ab wann kommt der digitale Euro?

Aktuell gehen Experten davon aus, dass der digitale Euro nicht vor 2030 eingeführt wird. Der Grund dafür ist die im Oktober 2021 gestartete Untersuchungsphase, welche Antworten auf die wichtigsten Fragen der Central Bank Digital Currency klären soll und Ergebnisse nach 2 Jahren (Oktober 2023) liefern soll. Wobei sich die Frage, wann kommt ein digitaler Euro natürlich heute noch nicht wirklich beantworten lassen kann. Denkbar wäre es, dass es aufgrund sich ändernder wirtschaftlicher Verhältnisse auch schneller zur Einführung kommen kann.

Nach er Untersuchungsphase ist eine dreijährige digitaler Euro Testphase geplant, die sich auf alle Länder des Euroraums erstrecken soll. Danach muss natürlich auch noch über die Einführung des digitalen Euro entschieden werden. Dieser Prozess wird Monate dauern da nicht davon auszugehen ist, dass alle politischen Parteien der Einführung positiv gegenüber stehen werden.

Danach folgt natürlich auch noch der Bau der Infrastruktur, der für die Nutzung des digitalen Zentralbankgelds der EZB notwendig wäre. Angesichts des langsamen Tempos und den vielen bürokratischen Hürden, die für die EU typisch sind, wird auch dieser Prozess im Eurosystem sehr lange dauern. 

Die Vorteile eines digitalen Euros

Die Vorteile eines digitalen Euro liegen auf der Hand. Wenn der Zahlungsverkehr europaweit von Wallet zu Wallet erfolgen kann, sind die langen Wartezeiten von Banküberweisungen eine Sache der Vergangenheit. Auch die vielen Zahlungsdienstleister wie PayPal wären durch Zentralbankgeld wahrscheinlich nicht mehr notwendig, da sich auch Privatpersonen auf Knopfdruck in Echtzeit mit dem Smartphone Geld schicken könnten.

Auch die Bezahlung im Geschäft mit dem Smartphone wäre sehr viel einfacher, da es keine Dienste wie Google Pay, Apple Pay oder virtuelle Kreditkarten mehr benötigen würde, um für Dienstleistungen zu zahlen. Damit geht eine Standardisierung des Zahlungsverkehr einher, die durchaus für denkbare Vorteile sorgen könnte.

Die allergrößten Vorteile des digitalen Euro bieten sich dabei aber ohne Zweifel nicht den Konsumenten und Bürgern, sondern den Staaten und der EZB selbst, denn wenn man Bargeld mit digitalem Zentralbankgeld ersetzt, erhöht man die Kontrollier- und Steuerbarkeit der Bürger und kann somit leichter nachvollziehen, wann welche Bürger gegen das Gesetz verstoßen. 

Welche Risiken sind mit dem digitalen Euro verbunden?

Das größte Risiko, das die Einführung eines digitalen Euro mit sich bringt, ist wie bereits erwähnt die Kontrolle der EZB, der Bundesbank und des Staats im Allgemeinen. Da die Wallets von Zentralbanken bestätigt werden, bietet sich den Banken auch die Möglichkeit, Wallets beliebig zu sperren oder einzelne Transaktionen zu blockieren, wenn diese laut automatisierten Algorithmen verdächtig erscheinen.

Außerdem ist durch die Nutzung einer zentralisierten Datenbank denkbar, dass sich entweder der Staat oder unbefugte Hacker Zugang zu privaten Informationen verschaffen können, die sich aus dem Zahlungsverkehr ableiten lassen.

Die Verführung, welche diese Form der Kontrolle mit sich bringt, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dafür genutzt werden, die Bürger und Bürgerinnen stärker zu überwachen und im Falle von regierungskritischen Verhalten zu Sanktionen führen, die dann noch viel leichter umsetzbar wären, als sie heute ohnehin schon sind. Natürlich wird dies dann unter dem Vorwand der Verhinderung von Straftaten erklärt, die schon heute gerne für die Überwachung von Chatnachrichten-Diensten genutzt wird.

Hierzu hat auch Edward Snowden einige interessante Überlegungen angestellt, die zeigen, welche Macht Regierungen durch den digitalen Euro bzw. andere CBDCs erhalten. 

Das wohl beste Beispiel dafür ist der digitale Yuan, der auch den Politikern in der EU schon heute viel “Inspiration” für die Überwachung der Bürger bieten wird. Die digitale Euro Gefahr ist ohne Zweifel echt, denn denkbar wäre das auch in der EU der digitale Euro an einen Social Credit Score gekoppelt wird, wie es in China schon jetzt der Fall ist.

Perspektiven für den digitalen Euro

Es erscheint heute sehr wahrscheinlich, dass es den digitalen Euro bald geben wird. Zu groß sind dafür einfach die potenziellen Vorteile, welche die digitaler Euro Einführung der EZB bzw. der Bundesbank bieten kann. Dennoch gibt es noch heute immer noch mehr Fragen als Antworten zum digital Euro.

Es erscheint heute sehr wahrscheinlich, dass der EZB digital Euro zwar eingeführt wird, aber dann wenig genutzt wird, ähnlich wie etwa die zusätzlichen Funktionen des Personalausweises und deutscher Ideen wie etwa dem E-Brief, die heute völlig wahnsinnig erscheinen, wenn man bedenkt, dass herkömmliche E-Mails schon seit vielen Jahren bestehen.

Eine umfassende Adaptierung des digitalen Euros ist nur denkbar, wenn die EZB oder die Bundesbank das Bargeld abschafft und mit dem EZB digitaler Euro ersetzt. Es ist anzunehmen, dass genau das der Plan der Regierungen ist, denn nur so lässt sich für den Staat wirklich auch von den Vorteilen des digitalen Euro profitieren. Natürlich wird es dabei eine Übergangsphase geben, die uns zumindest noch für einige Jahre die Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel erlauben wird.

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